Kate und Tom haben in London die GrowUp Box realisiert. Das spektakuläre Gerät ist ein ausrangierter Seecontainer, der von Ihnen in ein hochproduktives Gewächshaus verwandelt worden ist. Das System ist ein Kreislaufsystem und ein spannender Beitrag zum Thema “Urban Farming”. Uns bei Wild | Table hat dieses von UrbanFarms entwickelte System fasziniert. Es ist mobil, steht auf dem Dach eines Parkhauses in London und leistet außerordentliches. Ein System dieser Art kann auf 10 Quadratmetern genauso viel Pflanzen erzeugen wie ein natürlicher Garten auf 100qm. Also eine echt spannende Lösung für uns, die wir in der Stadt einen Beitrag zur Ernährung liefern wollen, der nicht nur spannend aussieht, sondern der auch realistisch ist. Und mit dem Ergebnis (Fisch, Salat, Kräuter, Spinat,etc.) kann man natürlich kochen!
Das klassische Vorurteil für Gewächshauskulturen ist aber auch bei uns von Wild Table gleich parat gewesen: Schmeckt ja sicher nach nichts! Was für Tomaten gerne zutrifft, ist hier aber garantiert nicht der Fall. Kräuter, Salate und Gemüse aus diesen Kulturen schmecken fantastisch, dass haben wir selber bei unseren eigenen Aquakulturen bei Wild Table ausprobiert. Die sind zwar etwas kleiner funktionieren aber genauso (siehe Bild).
Kurz erklärt funktioniert das raffinierte System von Kate und Tom so: Im Container befinden sich Tanks voller Wasser, in denen Fische leben. Diese reichern durch Ihren “Puuuuh!” das Wasser mit Nährstoffen an. Das so gedüngte Wasser wird dann in das Gewächshaus gepumpt, welches sich auf dem Dach des Containers befindet. In den Wachstumzellen befinden sich dann Aquakulturen. Aquakulturen sind Pflanzen, deren Wurzel und osmostische Zusammensetzung so gezogen worden sind, dass Sie nicht in Erde, sondern im Wasser wurzeln. Die Nährstoffe, die sie sonst aus der Erde ziehen müssen (und da ja auch nur begrenzt lange vorfinden ohne Fruchtfolgen), befinden sich ja im bereits angereicherten Wasser. Für die Photosynthese braucht es jetzt noch ausreichend Wärme und Sonnenlicht, was durch die automatisch justierten Fenster im Gewächshaus gelöst wird. Theoretisch handelt es sich um ein kombiniertes Kreislaufsystem, bei dem die Pflanzen wieder die Nahrung für die Fische darstellen. Praktisch ist dass aber gar nicht so einfach und in der Regel müssen trotzdem noch Stoffe zugeführt werden. Derartige Systeme, die man Aquaponik nennt, sind in gewisser Weise selbst ein Abfallprodukt aus der Raumfahrt (Ecosphere) und den Programmen der Nasa zur Besiedelung anderer Planeten.
Schneller als wir dachten sind solche Systeme aber auch auf dem Planeten Erde im Einsatz. Das hat viele Vorteile: Das System produziert nicht wenige Kilos, es produziert Tonnen von Lebensmitteln im Verlauf des Jahres. Die Erzeugung ist nachhaltiger als traditioneller Fischfang oder Gemüseanbau, weil auf künstlichen Dünger verzichtet werden kann. Der Nährwert der Pflanzen ist sehr hoch, denn es kann jedes Lebensmittel frisch und sofort nach der Ernte zubereitet werden. Die CO2-Bilanz fällt deutlich niedriger für die Stadt aus und es entsteht eine sehr interessante Arbeit, denn den Kreislauf stabil zu halten ist gar nicht so einfach. Auch für die Nährstoffbilanz kann man gutes berichten. Fische wie der im Video gezeigte Barsch brauchen zum Aufbau von 1kg Proteinmasse nur ca. 1,6kg Nahrung, deutlich besser als manche Raubfische und natürlich viel besser, als bspw. die Menge, die eine Kuh benötigt. Zumindest erscheint es in gewisser Hinsicht sinnvoll, insgesamt als Menschheit den Verbrauch von pflanzlicher Nahrung mit Proteinen aus Fischen zu steigern, denn das wäre äußerst ressourcenschonend. Wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, kann den Fisch ja auch weglassen. Wie der Fisch denn denen schmeckt, die sich Pescatarier nennen? Wir haben es selber noch nicht probiert, aber berichten darüber, sobald wir es getan haben. Zumindest hat uns nichts erreicht, dass der Geschmack zu wünschen übrig lassen würde. Sicher um einiges besser als manche Pangasiuskultur, die in antibiotikaverseuchten Schlammtümpeln ferner Länder auf Erlösung warten.
Für Kate und Tom war die GrowUp Box ein wichtiger Baustein für Ihre eigene Firma: GrowUp Urban Farms. Mittlerweile haben Sie Ihre Produktion in geradezu industriellem Maßstab in Ost-London vergrößert und versorgen Restaurants und Lebensmittelhändler mit Ihren Produkten. Wir können den beiden nur gratulieren, denn Sie haben bewiesen, dass man mit einer aquaponischen Farm sogar ein echtes Geschäftsmodell erfolgreich und nachhaltig etablieren kann.